Wirtschafts- und Wohlstandsniveau
Die österreichische Wirtschaft befindet sich in einem anhaltend schwierigen Konjunkturumfeld und verzeichnet das zweite Jahr in Folge einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. Erneut sind die Industrieregionen mit einem stärkeren Wirtschaftsabschwung konfrontiert.
Für Oberösterreich zeigen die regionalen Konjunkturindikatoren im Jahr 2024 im bundesweiten Vergleich am stärksten nach unten. Vor allem die schwache für Oberösterreich so wichtige Industriekonjunktur hatte einen wesentlichen Anteil daran.
Ein besonders starker Rückgang war im Bereich Herstellung von Waren zu verzeichnen, insbesonders bei den bedeutsamen Zweigen Maschinenbau, Metallindustrie und Herstellung von elektronischer Ausrüstung. Diese waren auch hauptverantwortlich für den starken Rückgang der oberösterreichischen Warenexporte. Die Bauproduktion war im Österreichvergleich weniger stark rückläufig, der Tiefbau und das Baunebengewerbe hatten eine solide Entwicklung. Der Hochbau blieb jedoch weiterhin in einer tiefen Rezession. Der Dienstleistungssektor konnte ein insgesamtes Wertschöpfungsplus verbuchen. Zwar entwickelten sich der Handel, die Transportwirtschaft und die wirtschaftlichen Dienstleistungen das zweite Jahr in Folge rückläufig, hingegen konnten der öffentliche Sektor und der Tourismus erneut ein Wachstum verzeichnen. Die Nächtigungen sind auf einen neuen Rekordwert von fast 8,9 Millionen gestiegen.
Die Beschäftigungszahl ging mit -0,6% österreichweit am stärksten zurück (Österreich: +0,1%). Die Zahl der arbeitslosen Personen ist österreichweit am weitaus stärksten gestiegen (+17,2%; Österreich: +10,0%). Oberösterreich verzeichnete mit 4,9% im Bundesländervergleich eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten (Österreich: 7,0%).
Das Bruttoregionalprodukt (BRP) misst die wirtschaftliche Leistung einer Region. Das Bruttoregionalprodukt je Einwohner/in (BRP/EW) ermöglicht einen Vergleich der Wirtschaftskraft der Regionen.
Für Oberösterreich wurde im Jahr 2022 ein BRP/EW von rund 103% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 5 unter den österreichischen Bundesländern).
Zwischen 2020 und 2022 wurde ein Anstieg des BRP von 16,3% verzeichnet (Österreich: +17,8%).
Das BRP bezieht sich auf den Arbeitsort, während die dazu in Relation gesetzten Einwohner/innenzahlen auf den Wohnort bezogen sind, d.h. dass regionsüberschreitende Pendler/innenströme unberücksichtigt bleiben. Ergänzend gibt der Indikator „BRP pro Erwerbstätiger/Erwerbstätigem” (BRP/Job) wieder, wie viel an den Arbeitsstätten je Region von den jeweiligen Arbeitskräften erwirtschaftet wird (Produktivität).
Für Oberösterreich wurde im Jahr 2022 eine Produktivität von rund 101% des österreichischen Werts ausgewiesen (Rang 4 unter den österreichischen Bundesländern).
Die regionale Wirtschaftsstruktur Oberösterreichs wird von einem überdurchschnittlich hohen Anteil des industriell-gewerblichen Sektors geprägt. Die Industrie Oberösterreichs zeichnet sich durch eine hohe Kompetenz in den Bereichen Stahl, Chemikalien, Kunststoff, Fahrzeuge, Maschinenbau, Anlagenbau, Autozulieferung, Metallwaren, Zellstoff und Papier aus.
Die Bruttowertschöpfung (BWS) ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen, vermindert um die Vorleistungen. Die BWS nach Wirtschaftssektoren gibt Auskunft darüber, welchen Beitrag die einzelnen Wirtschaftssektoren zur Gesamtwertschöpfung leisten.
Auf den primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft, Fischerei) entfielen 2022 rund 2%, auf den sekundären Sektor (Gewinnung von Rohstoffen, Herstellung von Waren, Energie und Wasser, Bau) rund 38% und auf den tertiären Sektor (Erbringung von Dienstleistungen) rund 60% der BWS (Österreich: 2% primärer Sektor, 28% sekundärer Sektor, 70% tertiärer Sektor).*
Im Jahr 2022 waren rund 5% der Erwerbstätigen (regionale Zuordnung nach dem Arbeitsort) im primären Sektor beschäftigt, rund 30% im sekundären Sektor und von rund 65% wurde der Arbeitsplatz dem tertiären Sektor zugerechnet (Österreich: 4% primärer Sektor, 22% sekundärer Sektor, 74% tertiärer Sektor).*
Die oben beschriebenen (auf den Arbeitsort bezogenen) Indikatoren zum regionalen Wirtschaftsniveau und zur regionalen Wirtschaftsstruktur erlauben Rückschlüsse hinsichtlich der Ausstattung einer Region mit Unternehmen und Arbeitsplätzen sowie der wirtschaftlichen Attraktivität einer Region.
Zur Analyse des Wohlstandsniveaus der in der Region ansässigen Wohnbevölkerung wurde nun für die Arbeitsmarktprofile eine spezielle Berechnungsmethode angewandt. Die Verknüpfung verschiedener „Wohlstandsindikatoren”** und die daraus abgeleitete synthetische Gesamt-Rangreihung ermöglichen es, das Wohlstandsniveau der österreichischen NUTS 3-Regionen*** nach dem Wohnort-Prinzip zu erfassen. Die dabei verwendeten Indikatoren spiegeln sowohl die Einkommens- als auch die demografische Struktur der Regionen wider und geben somit ergänzende Informationen zu jenen Indikatoren, die sich auf den Arbeitsort beziehen.
Die oberösterreichischen Regionen erreichen durchwegs gute Gesamt-Rangreihungen: Die Regionen Mühlviertel und Linz-Wels liegen in den TOP 4 der österreichischen NUTS 3-Regionen, alle anderen im oberen Mittelfeld (siehe Karte 1).