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Wirtschaftsstruktur und -entwicklung
Die dynamischen Aufholprozesse der Jahre 2021 und 2022 in Folge des starken Einbruchs der österreichischen Wirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie fanden 2023 ein Ende - das reale* Wirtschaftswachstum betrug in Österreich -1,0%. Die Konjunkturprognose des WIFO gibt für 2024 einen erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,2% an. Wie schon im Jahr davor, waren vor allem die Industrieregionen benachteiligt.
Eine genauere Analyse der konjunkturellen Entwicklung zeigt, dass die Sachgüterindustrie und der Bausektor von dem weiterhin schwierigen Konjunkturumfeld am stärksten betroffen waren. Starke Produktionseinbrüche gab es vor allem bei den Industrieschwergewichten der Metallindustrie, des Maschinenbaus und den Herstellern von elektronischen Ausrüstungen. Eine positivere wirtschaftliche Entwicklung verzeichneten hingegen die Pharma- und Nahrungsmittelindustrie. Die Warenexporte waren stark rückläufig, insbesondere aufgrund der schwachen Industriekonjunktur des mit Abstand wichtigsten Handelspartners Deutschland. Die negative Wirtschaftslage im Bausektor war vor allem auf den schwachen Hochbau zurückzuführen, der mit einer anhaltenden Nachfrageschwäche beim Wohnungsbau konfrontiert ist. Der Dienstleistungssektor zeichnete ein ambivalentes Bild. Der Tourismus entwickelte sich erneut positiv mit einem neuen Rekordwert von 154,3 Millionen Nächtigungen. Der bisherige Spitzenwert aus dem Vorpandemiejahr 2019 wurde damit übertroffen. Positive Impulse kamen auch vom öffentlichen Sektor und dem Immobilienwesen. Einen deutlichen Rückgang der realen Wertschöpfung verzeichneten hingegen der Handel bzw. die Verkehrswirtschaft und die wirtschaftlichen Dienstleistungen in Folge der schwachen Konsumentenstimmung bzw. schwachen Bau- und Industriekonjunktur.
Die österreichische Wirtschaftsstruktur zeigt sich regional sehr differenziert. In den städtischen Ballungsräumen dominiert der Dienstleistungsbereich, hohe Anteile an Arbeitsplätzen im sekundären Sektor finden sich immer noch in den traditionellen Industrieregionen Oberösterreichs (z.B. OÖ-Zentralraum, Eisenwurzen, Kirchdorf-Steyr), in der Obersteiermark, im Großraum Graz, im südlichen Niederösterreich sowie im Rheintal in Vorarlberg. Im Westen und Süden Österreichs und an einzelnen Standorten und Regionen in den anderen Bundesländern dominiert der Tourismus die regionalen Strukturen und Entwicklungen. Speziell Regionen des ländlichen Raums mit einem hohen Agraranteil versuchen über die Tourismusentwicklung eine neue ökonomische Basis zu erhalten.
Aufgrund der regional sehr unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen zeigte die aktuell angespannte konjunkturelle Lage in den einzelnen Bundesländern und Regionen unterschiedliche Ausprägungen. Wie auch im Vorjahr waren Bundesländer mit einem höheren Dienstleistungsanteil gegenüber den industrieorientierten im Vorteil. So konnte nur Wien mit seinem hohen Dienstleistungsanteil ein schwach positives Wachstum verzeichnen. Während Tirols Wirtschaft stagnierte, waren alle anderen Bundesländer mit einer negativen Wirtschaftsleistung konfrontiert. In Salzburg, der Steiermark und dem Burgenland schrumpfte die Wirtschaft weniger stark als im bundesweiten Durchschnitt. Die Bundesländer mit einem meist hohen Industrieanteil reihen sich dahinter ein. Während die Wirtschaftsleistung in Vorarlberg und Niederösterreich überdurchschnittlich stark zurückging, bildeten Kärnten und Oberösterreich das Schlusslicht im Bundesländervergleich.
Die weiterhin angespannte wirtschaftliche Lage wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Nachdem das Jahr 2023 noch einen moderaten Anstieg der unselbständig Beschäftigten von 1,1% zeigte, stagnierte die Beschäftigtenzahl im Jahr 2024 (+0,1%). Die stagnierende Zahl der Beschäftigten ging mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit einher. Die Zahl der arbeitslosen Personen stieg im Jahresdurchschnitt 2024 um 27.079 bzw. um 10,0% auf 297.851 an. Nachdem die Arbeitslosenquote im Jahr 2023 leicht auf 6,4% gestiegen war, setzte sich der negative Trend 2024 mit einem noch kräftigeren Anstieg auf 7,0% fort. Dieser Wert liegt aber noch unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie (2019: 7,4%).
Nachdem der internationale Konjunkturabschwung die österreichische Wirtschaft bereits in den Jahren 2023 und 2024 gedämpft hat, rechnen die Wirtschaftsforscher_innen des WIFO für 2025 mit einem weiteren Wirtschaftsabschwung (-0,3%). Dafür verantwortlich ist vor allem die jüngste Zollpolitik der USA. Für das Jahr 2026 wird eine Trendumkehr prognostiziert - nach drei Jahren rückläufiger wirtschaftlicher Entwicklung soll sich die österreichische Wirtschaft etwas erholen und ein Wachstum von +1,2% aufweisen.